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26802 Gandersum-01 | 29342 Wienhausen
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26802 Gandersum-02
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Reiseteilnehmer:
meine Frau Inge
unser Hund, ein Border-Collie (10 Jahre alt)
und ich (57 Jahre alt, Querschnitt kompl. ab TH 11 seit 34 Jahren und Oberschenkelamputation rechts seit 1984)
Reisezeit war vom 01. bis 15. Juli 2006
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Der erste Eindruck...
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Nach rund sieben Stunden Fahrzeit incl. Pausen hatten wir die ca. 710 km von unserem Heimatort Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz nach Gandersum am 01. Juli 2006 zurückgelegt.
Schon bei der Anfahrt vom ca. 2 km entfernten Oldersum wussten wir, dass wir Ort und Quartier richtig gewählt hatten. Die ostfriesische Landschaft mit den weiten Ebenen begeisterte uns sofort wieder. Der freundliche Empfang durch Frau Brunken und die ersten Eindrücke der Ferienwohnungen versetzen uns sofort in beste Urlaubslaune.
Die großräumige, Lichtdurchflutete und äußerst geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnung erfüllt (natürlich subjektiv von mir betrachtet) wirklich alle Anforderungen eines rollstuhlgerechten Urlaubsquartiers. Die Beschreibung und viele Bilder der Wohnung finden Sie ja auf der Hausseite und ich behaupte mal, dass diese Beschreibung in einigen Dingen noch untertrieben ist. Es sind vor allem auch kleine Details, die den Aufenthalt noch angenehmer machen und Gästen im Rollstuhl den Tagesablauf erleichtern.
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Nützliche Details...
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Frau Brunken und Herr Böke sind in einer angenehmen, unaufdringlichen Form sehr um ihre Gäste bemüht. So wurde während unseres Aufenthaltes über der Terrassentür eine ca. 10 qm große Markise angebracht (um uns nicht zu stören natürlich während unserer Abwesenheit), die bei großer Hitze den Aufenthalt auf der großen Terrasse (Südseite) noch angenehmer macht.
Genossen haben wir natürlich auch das Vorhandensein von Waschmaschine und Trockner, so hatte sich im Vorfeld unser Reisegepäck bereits wesentlich verkleinert, auch Bad- und Bettwäsche wird natürlich ohne extra Kosten gestellt. Geschirrspüler, Mikrowelle usw. erleichterte die notwendige Küchenarbeit und Dank der unterfahrbaren Arbeitsplatten, der elektrisch absenkbaren Wandküchenschränke bis auf Greifhöhe und des Cerankochfeldes kann sich auch der rollstuhlfahrende Partner nicht von der Küchenarbeit drücken (grins).
Aus Sicht eines Rollstuhlfahrers sehr intelligent angebrachte Ablagemöglichkeiten in der Dusche sind ebenso hervorzuheben wie die seitlich unterfahrbaren Betten (ca. 20 cm), die damit auch den Einsatz eines Lifters ermöglichen. Über einem Bett ist auch eine Strickleiter angebracht, deren Position auch seitlich veränderbar ist! Mit dem Vorhandensein eines zusätzlichen Gäste-WCs sind eigentlich alle „Eventualitäten“ ausgeschaltet.
Gandersum ist ein kleines Dorf mit ca. 90 Einwohnern. Das neu renovierte Haus mit der Ferienwohnung liegt absolut ruhig am Ende einer Sackgasse und direkt am Fuße des Emsdeiches. Direkt neben dem Grundstück führen Treppen zur Deichkrone. Leider ist in unmittelbarer Nähe keine Möglichkeit, dass auch Rollstuhlfahrer auffahren können und den Blick über die Ems und die weite Landschaft genießen können.
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Am Fuße des Deiches...
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Aber für mich persönlich sage ich, auch nicht schlecht! Denn dies war für mich immer Grund genug mit meinem Handibike und mit Dusty zum Sperrwerk zu fahren (knapp 2 km). Meine Frau ging die 300 Meter von der Ferienwohnung auf der Deichkrone zum Sperrwerk und so sahen wir zu zweit manch „traumhaften“ Sonnenuntergang.
Natürlich, vorne weg, wir Bayern sind natürlich ein braves Völkchen und auch die Ostfriesen werden von Petrus vorkommend behandelt und so hatten wir 14 Tage bestes Urlaubswetter und der bayrisch-ostfriesische weißblaue Himmel versprach jeden Morgen nicht zu Unrecht einen noch schöneren Tag. Die Regensachen blieben in der zugehörigen Tasche und dafür wurde die Sonnencreme ausgepackt.
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Unterwegs...
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Wer nun von meinem Bericht erwartet, dass ich in den 14 Tagen nur in der Gegend „rumraste“ um hier schreiben zu können, jene Kirche, jenes Museum usw. ist auch von Rollstuhlfahrern ohne Probleme zu besichtigen, oder hier und dort befindet sich auch ein rollstuhlgerechtes WC, der irrt: Es war ein reiner Radurlaub und Kunst und Kultur haben wir aus verschiedenen Reiseführern „eingelesen“.
Und da sind wir schon beim Thema: Ostfriesland und das Rad gehören zusammen wie die Butter aufs Brot. Herr Böke beschrieb seine Heimat treffend: „Wir sehen bereits am Morgen, wer uns am Nachmittag besucht!“ Sprich das Land hinter den Deichen ist „brettleben“ und mir als Oldi kommt dies natürlich entgegen und so überschritt manche Tour schon die 40 km Grenze (der Profi lacht wahrscheinlich hier).
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Zurück
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Entlang am Ems-Seitenkanal und Gandersum im Blick
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Weiter
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Bereits in aller Frühe (die Natur ist hier am schönsten) holten Dusty und ich Frühstücksbrötchen vom Bäcker in Oldersum. An der Landstraße entlang hin und zurück knapp 5 km. Noch schöner aber ist es am Ems-Seitenkanal entlang zu fahren und den beginnenden Tag zu genießen. Die Fahrtstrecke verlängert sich unwesentlich auf gut 7 km.
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Die erste Tour nach Emden...
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Die erste Tour führte entlang des Ems-Seitenkanals nach Emden (ca. 20 km) und brachte eigentlich die einzigen Enttäuschungen während der 14 Tage. Teilweise romantisch geht es am Kanal entlang oder durch blühende Rapsfelder und dann steht man auf einmal vor einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke mit einer Steigung, die es einem Rollstuhlfahrer unmöglich macht, diese ohne Hilfe zu überqueren. Zum Glück ist diese Strecke Teil der „Dollart-Route“ und so kommen immer wieder Radler, die einem dann gerne helfen.
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Weiter ging die Tour und nach 5 km das gleiche Spiel. Schade, wäre sonst eine schöne Strecke. Mit kräftiger Begleitung trotzdem unbedingt zu empfehlen. Der Radwegweiser führt einen in die Stadtmitte, vorbei an der Kesselschleuse. Eine Einmaligkeit. Hier kreuzen sich zwei Kanäle und die Schleuse macht es möglich, dass ankommende Schiffe hier in die drei anderen Himmelsrichtungen umsetzen können. Aber auch hier: Zu enge Moped-Schranken verhindern das problemlose Durchfahren mit dem Bike. Also Bike abhängen oder Kopf einziehen und sich von Passanten unter den Schranken durchschieben lassen.
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Eine gewiss nicht glückliche Lösung, die hier Verantwortliche der Stadt Emden gewählt haben. Emden selbst besitzt schöne Gässchen und Winkel, die kaum an einem Tag zu entdecken sind. Der Binnenhafen endet mitten in der Stadt und am Beginn der Fußgängerzonen. Für alle Otto-Fans: Hier befindet sich auch das „Otto-Huus“. An der Hafenanlage befindet sich auch ein Behinderten-WC, das sogar mit Dusche, Waschmaschine und Trockner ausgestattet ist. An der Außentür gibt ein Aufkleber die Lage von weiteren rollstuhlgängigen WCs an.
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Das Tor zu Ostfriesland...
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Eine Tour führte mich von Leer (meine Frau fuhr mich mit dem Auto dorthin) zurück nach Gandersum (ca. 27 km). Die Route von der Stadtmitte über Kolonie, Neermoor und Teergast führt auf rund 18 km durch schöne kleine Gemeinden mit hübschen Vorgärten und alleenartigen Radwegen. Der Rest geht auf Radwegen an größeren Straßen entlang.
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Leer (das Tor zu Ostfriesland) selbst, das wir an einem anderen Tag etwas intensiver durchstreiften besitzt im gut erhaltenen Altstadtteil ebenfalls schöne romantische Gassen und eine riesige Fußgängerzone und Shoppingmeile. Auf einem „Leerpfad“ (in Boden eingelassene Pfeile, teilweise mit Rollisymbol) kann man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erkunden. Die rollstuhlgerechte Abfahrt zur Hafenpromenade ist allerdings schlecht zu finden.
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Das Rheiderland...
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Eine weitere Tour (ca. 25 km) führte uns ins „Rheiderland“. Dabei mussten wir mit der Fähre von Petkam nach Ditzum übersetzen. Dort fährt man unmittelbar an der Hafeneinfahrt rechts ab und folgt der „Dollart-Route“. Man streift das Dörfchen Pogum, das einem indirekt an ein verschlafenes Märchendorf erinnert und fährt weiter bis zum Aussichtspunkt „Bohrinsel“. Hier wäre bei Flut auch das Baden möglich. Duschen, WC oder Umkleidekabinen sind allerdings nicht vorhanden.
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Weiter führt die Strecke nach Ditzumerverlaat und von dort zurück nach Ditzum. Ditzum selbst ist ebenfalls ein beschaulicher Ort mit Kirche und Windmühle und einem guten Fischlokal in der Hafenanlage. Die Tour kann man je nach Laune ausweiten und sogar bis nach Leer fahren. Die beschriebene Strecke ist fast „schattenlos“. Also bei heißen Temperaturen unbedingt viel zum Trinken mitnehmen!
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Quer durch Ostfriesland...
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Eine der weitesten Touren (ca. 45 km) führte mich von Gandersum über Oldersum, Ihlowerfehn, Westgroßefehn, Mittelgroßefehn und Ostgroßefehn nach Wiesmoor. Von Westgroßefehn bis nach Wiesmoor geht es dabei fast immer an Kanälen entlang. Eine tolle Tour, die mir aber auch etwas Sonnenbrand an den Unterarmen verpasste. In der Blumengemeinde Wiesmoor lohnt sich eine Besichtigung der zauberhaften Blumenhalle. Außerdem findet jährlich am 1. Wochenende im September das "Blütenfest" mit Wahl der "Blütenkönigin" und dem großen "Blütenkorso" statt. Das Umrunden des „Ottermeer“ macht ebenfalls Spaß.
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Blumenhalle in Wiesmoor / Gartenschau in Ilowerfehn / immer am Kanal entlang
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Ein weiteres Highlight für Blumenliebhaber gibt es Ihlowerfehn mit der „Gartenschau Ostfriesland“ der Gärtnerei Kuhlmann. Zigtausend Beet-, Balkon- und Kübelpflanzen zeigen in dem 10.000 qm großen Park ihre Blütenpracht. Sie fügen sich harmonisch in eine schön gestaltete Landschaft aus Teichen, Wasserläufen und Hügeln ein. Auf einer großzügig angelegten Gartenterrasse kann man dann in Ruhe friesischen Tee und leckeren Kuchen genießen.
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Greetsiel mit seinen „Zwillings-Windmühlen“ haben wir auch besucht, wobei an einer Mühle wegen Restauration die Kuppel und die Flügeln fehlen. Greetsiel besitzt noch einen intakten Kutterhafen, ist aber im Sommer sehr von Touristen bevölkert. Mit einem rollstuhlgeeigneten Boot kann man hier die romantischen Greetsieler Kanäle erkunden. Im Hafen kann man anschließend in den verschiedensten Lokalen lecker schnabulieren.
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Hinterm Deich entlang...
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Eine weitere schöne Tour führte mich von Ostbense über Bensersiel, Dornumersiel, Neßmersiel nach Norddeich ebenfalls rund 40 km. Die Nordseebäder locken mit schönen Stränden und einer guten Infrastruktur. Gegenüber der Küste liegen direkt in Sichtweite die Ostfriesischen Inseln. Wer Lust hat, kann problemlos mit Fähren übersetzen.
Auf der Rückfahrt von Norddeich zu unserer Ferienwohnung besichtigten wir noch die Kirche in Suurhusen, deren Kirchturm angeblich der schiefste Turm der Welt sein soll. Sein Überhang misst 2,34 Meter und ist auf dem Foto nicht so deutlich zu sehen.
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Zurück
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Von Ostbense nach Norderdeich / im Hintergrund teilweise die Ostfriesischen Inseln / Kirche in Suurhusen
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Weiter
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Begegnungen...
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Natürlich gönnten wir uns auch „Faulenzertage“, schließlich hatten wir ja Urlaub, und genossen die himmlische Ruhe auf der Terrasse und im Garten der Ferienwohnung oder hielten einen Plausch mit den freundlichen Nachbarn. Überhaupt können sich die „Landsleute“ der verschiedensten Regionen in Deutschland von den Ostfriesen eine Scheibe abschneiden. Wir begegneten nur freundlichen Menschen und wurden oftmals bereits von weitem begrüßt.
Übrigens der Nachbar gegenüber ist ein wahrer Künstler im Schiffsmodellbau. Er zeigte uns zwei seiner „Kunstwerke“ an denen er jeweils ein Jahr bis zur Fertigstellung beschäftigt war. Solch kleine Erlebnisse, die tolle Ferienwohnung, die frische gesunde Seeluft, die immergrüne ebene Landschaft, einfach das „Land unter weitem Himmel“ hat uns 14 wunderschöne Tage beschert die wir sicherlich wiederholen werden.
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