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25813 Husum / Schwesing | 25899 Dagebüll (2008)
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25842 Ockholm (2008)
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Reiseteilnehmer:
meine Frau Inge
unsere Hunde, ein Border-Collie (12 Jahre alt) und ein Zwergdackel 2 Jahre
und ich (59 Jahre alt, Querschnitt kompl. ab TH 11 seit 36 Jahren und Oberschenkelamputation rechts seit 1984)
Reisezeit war vom 29. Juni bis 19. Juli 2008
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Der erste Eindruck...
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Nach rund acht Stunden Fahrzeit incl. Pausen hatten wir die ca. 800 km von unserem Heimatort Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz nach Ockholm am 29. Juni 2008 zurückgelegt.
Schon bei der Anfahrt von Bredstedt (der nächst größere Ort und ca. 10 km entfernt) wussten wir, dass wir Ort und Quartier richtig gewählt hatten. Die nordfriesische Landschaft mit den weiten Marschebenen begeisterte uns sofort wieder. Der freundliche Empfang durch Herrn Ingwersen und die ersten Eindrücke des Ferienhauses versetzen uns sofort in beste Urlaubslaune.
Das großräumige, lichtdurchflutete und äußerst geschmackvoll eingerichtete Ferienhaus erfüllt (natürlich subjektiv von mir betrachtet) im Erdgeschoss wirklich alle Anforderungen eines rollstuhlgerechten Urlaubsquartiers. Die Beschreibung und viele Bilder der Wohnung finden Sie ja auf der Hausseite und ich behaupte mal, dass diese Beschreibung in einigen Dingen noch untertrieben ist. Es sind vor allem auch kleine Details, die den Aufenthalt noch angenehmer machen und Gästen im Rollstuhl den Tagesablauf erleichtern.
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Tolles Ferienhaus mit Carport, viiiiiiiiiel Garten und weite Ebenen: Urlauberherz was willst du mehr...?
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Nützliche Details...
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Familie Ingwersen sind in einer angenehmen, unaufdringlichen Form sehr um ihre Gäste bemüht und wir fühlten uns die drei Wochen rundum wohl auf diesem Ferien-Bauerhof, der nicht mehr bewirtschaftet wird.
Das Anwesen von Familie Ingwersen und das Ferienhaus liegen zurückversetzt an einer Nebenstraße. Mächtige Bäume, mit Sträuchern unterwachsen, schützen das Grundstück und Autogeräusche dringen deshalb von der sehr, sehr wenig befahrenen Straße kaum auf das Grundstück und auf die Terrasse und in den Garten schon gar nicht.
Morgens wird man durch das Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Bäumen angenehm geweckt. Ein Bett ist mit einem elektrisch höhenverstellbaren Rahmen ausgestattet und kann so bequem individuell auf die eigene Wunschhöhe gebracht werden. Bei Bedarf steht auch ein Bettgalgen zur Verfügung.
Genossen haben wir natürlich auch das Vorhandensein von anderen Einrichtungsgegen-
ständen wie Waschmaschine und Trockner, so hatte sich im Vorfeld unser Reisegepäck bereits wesentlich verkleinert und auch Bad- und Bettwäsche sowie Geschirrtücher werden natürlich ohne extra Kosten in ausreichender Menge gestellt. Geschirrspüler, Mikrowelle (alles in Griffhöhe eingebaut) usw. erleichterte die notwendige Küchenarbeit und Dank des unterfahrbaren Cerankochfeldes (siehe Bilder auf der Hausseite) und der unterfahrbaren Spüle, der Küchenschränke mit Ausziehschüben usw. kann auch der rollstuhlfahrende Partner bei der Küchenarbeit helfen.
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Das Schlafzimmer und das Bad besitzen jeweils eine leichtgängige Schiebetür (87cm Durchfahrtsbreite). Der große Spiegel im Bad reicht bis zum Waschbecken und davor gibt es viel Ablagemöglichkeiten. Die WC-Höhe mit 52cm war mir persönlich etwas zu hoch, aber mit dem Rollstuhl davor ging die Sache problemlos. Zwei Haltegriffe (in Sitzposition rechts klappbar) erleichtern das Umsetzen vom Rollstuhl. Auch der einhängbare Duschsitz (53cm) sitzt etwas hoch und hier wäre eventuell ein zweiter, klappbarer Haltegriff nützlich.
Auch im Schlafzimmer (hier steht auch ein zweiter Fernseher zur Verfügung) ist ein großer Wandspiegel vorhanden und auch der Garderobespiegel ist einsehbar und die Kleiderhaken sind ebenfalls erreichbar. Der gesamte Erdgeschossbereich ist gefliest, das Schlafzimmer besitzt einen gut befahrbaren Nadelfilzboden. Schalter und Steckdosen sind auf einer Höhe von 85cm installiert.
Begeistert hat uns auch der liebevoll angelegte Garten mit Pool, Trampolin, Gartenteich und den vielen Spielmöglichkeiten für Kinder. Die Terrasse besitzt einen zusätzlichen Sicht- und Windschutz und Gartenmöbel sind in ausreichender Menge vorhanden und im Garten verteilt. Schöne Sitzgruppen laden zum Plauschen und Entspannen ein. Ein gepflasterter Weg führt ums gesamte Ferienhaus und das Auto steht geschützt in einem Carport direkt am Haus und vor der Scheune (hier steht noch ein Strandkorb) kann man herrliche Sonnenuntergänge bestaunen.
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Immer unterwegs...
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Wir hatten ja tolles Wetter mit nach Nordfriesland gebracht und die erste Woche war fast zu heiß. Trotzdem war ich immer mit meinem Handbike unterwegs und machte schöne Touren durch die weiten Ebenen. Die Nordsee mit den Deichen liegt ja nur 2 km entfernt und somit kann man auch hier am Abend, egal, ob die Nordsee zu Hause ist (Flut) oder nicht (Ebbe), schöne Stunden verbringen und hat einen ausgezeichneten Blick auf die Halligen. Allerdings geht das für Rollstuhlfahrer nur mit Begleitung, da die notwendigen Schafsgatter von Rollstuhlfahrern wegen ihrer Schwere kaum zu öffnen sind.
Mit dem Bike geht das leider schon gar nicht und so gefielen mir natürlich die drei Touren auf dem Außendeich, bei denen mich meine Frau begleitete, besonders gut. Man radelt direkt am Meer entlang und genießt das wohltuende Reizklima der See.
Eine Tour führte mich zur Hamburger Hallig (ca. 15 km) und wir lernten damit einen neuen „Traumort“ kennen. Zur eigentlichen Hallig führt vom Deich ein ca. 4 km langer, gut ausgebauter Plattenweg für Fußgänger und Radler, daneben ein Weg für Autos hinaus zur Hallig. Auf der Hallig findet man ein Restaurant (leckere Deichlammfrikadellen) und eine Badestelle.
Hier, direkt am Nordseeufer, ließen wir uns bei mehreren Besuchen den Wind sprichwörtlich „genussvoll“ um die Nase wehen und manchmal hatten wir (vor allem unser kleiner Dackel) Standschwierigkeiten.
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Hamburger Hallig: Bei jedem Wetter einen Besuch wert !!!
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Von der Nordsee zur Ostsee...
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An einem heißen Urlaubstag machte ich mich auf, Schleswig-Holstein von der Nordsee zur Ostsee zu durchqueren. Doch vorneweg: nach ca. 30 km machte ich wegen der Hitze schlapp und ich ließ mich von meiner Frau in Lindewitt abholen. Von dort setzte ich die Tour an einem anderen Tag fort und erreichte wohlbehalten (kurz vor dem Ziel überraschte mich ein Platzregen) Flensburg. Je nach Streckenwahl ist die Gesamtstrecke ca. 50 bis 60 km lang).
Natürlich achtete ich bei dieser Fahrt, wie bei allen anderen möglichst auch, auf die Windrichtung. Und der Westwind half mir kräftig und so war die Fahrt durch die Marsch und Geest (generell höher als die Marsch) sehr bequem und ich konnte ausgiebig die schönen Friesendörfer mit den alten Häusern und den davor befindlichen, noch schöneren Bauerngärten, bestaunen.
So z.B. Langenhorn, das seinen ersten Teil des Namens völlig zu recht trägt. Denn fast 7 km ist dieses schöne Dorf lang und man radelt hier an schönen Gärten entlang und an Ständen gibt’s leckere, selbst gemachte Marmelade usw. zu kaufen.
Von diesem Dorf aus kann man natürlich die Route auch verlängern, so z.B. nach West-Bargum wo man ebenfalls idyllische, alte Bauernhäuser sieht.
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Aber zurück zu Flensburg. Direkt im Hafen bei den Anlegestellen der Ausflugsboote wartete bereits meine Frau auf ihren „nassen Krieger“ und hier steht auch „Deutschlands nördlichste Gasthaus-Brauerei“, die Hansens-Brauerei.
Ideal für Rollstuhlfahrer, da sowohl der Außenbereich wie auch die Gaststätte vollkommen schwellenfrei zu erreichen ist und das Lokal, im Gastraum stehen die Sudkessel, auch über Behinderten-WC’s verfügt.
Unser, in der Speisenkarte als Zwischenmahlzeit deklariert, gegrillter Schweinebauch war eine ausgewachsene Mahlzeit für zwei Personen (!) zu einem sehr, sehr günstigen Preis.
Zu den Sehenswürdigkeiten und zur Stadt selbst lesen Sie bitte bei Interesse meine anderen Reiseberichte zu Sprakebüll.
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Im Koog unterwegs...
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Das Urlaubsland rund um Bredstedt – Dagebüll – Leck und Niebüll liegt in einem, dem Meer über Hunderte von Jahren durch Deichbau abgerungenes Land, eben dem „Koog“. In Nordfriesland gibt es über 170 solcher Köge. So war der Fährhafen Dagebüll einst eine Hallig, Bredstedt und Leck lagen am Meer und Niebüll auf einer Geestinsel. Bredstedt liegt jetzt von der Nordsee ca. 10 km entfernt.
Mit Koog wird also ein durch Deiche vor Überflutung geschützter Bereich der Marsch bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob durch die Eindeichung neues Land gewonnen oder Altes geschützt wurde. Wie ein Koog zur Landgewinnung entsteht ist sehr anschaulich in Theodor Storm's Roman „Der Schimmelreiter" beschrieben; ganz grob ausgedrückt wird dabei eine Landfläche, die bei Ebbe trocken fällt, durch einen Deich vom Meer abgeschnitten und somit trockengelegt.
Bekanntester Koog hier bei Ockholm ist der Hauke-Haien-Koog, der nahe beim Ferienhaus beginnt und in Schlüttsiel (ebenfalls ein Fährhafen) endet. Und hier kann ein Hobby-Biker wie ich erholsam durch die Gegend radeln und die Weite der ebenen Landschaft genießen. Eine gute Radwanderkarte, auf der auch alle kleinen Straßen und Verbindungswege eingezeichnet sind, macht es möglich, dass man auch abseits der ausgeschilderten Radwege die Schönheiten von Nordfriesland kennen und schätzen lernt und seine Tourlänge individuell bestimmen kann.
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Ein gutes Fernglas ist bei einem Urlaub an der Nordseeküste einfach Pflicht und sollte immer im Rucksack dabei sein. Im Naturerlebnisraum „Wattenmeer“, an den Speicherseen hinter den Deichen, und auch sonst gibt es immer wieder etwas zu entdecken und eine gute Beobachtung der vielen Vögel ist ohne Fernglas sowieso nicht möglich.
Ca. 500 Meter vom Ferienhof Ingwersen befindet sich die „Bongsieler Gaststätte“ (Bild oben), ein ausgeszeichnetes, Gasthaus in dem bereits Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Prinz Philip speisten und Nolde und Storm geklönt haben. Die Wände des alten Gastraumes sind mit Originalbildern namhafter Maler aus Deutschlands Norden und mit kostbaren holländischen Fliesen geschmückt. Manch Künstlergast konnte früher seine Zeche nicht bezahlen und galt diese mit „Naturalien“ ab. Fischgerichte aller Art, vor allem Aalplatten sind die Spezialitäten des Hauses, wobei ich selbst auch von den Deichlamm-Koteletts begeistert war.
Ein empfehlenswertes Fischrestaurant „To olen Slüüs“ finden Sie auch in Dagebüll Kirche. Hier verbrachten wir einen schönen Abend mit Herrn Dietrich, Sachverständiger für barrierefreie Stadt- und Gebäudeplanung und Mitarbeiter beim Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, den ich an dieser Stelle sehr herzlich grüßen möchte und der mir einen tollen Tipp zu einer weiteren barrierefreien Unterkunft (dazu später mehr) gab.
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Schleswig...
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Nachdem wir es in unseren Urlauben zuvor niemals schafften, die Kulturstadt Schleswig an der Schlei zu besuchen, machten wir diesmal einen Ausflug dorthin. Leider wurde es wegen des einsetzenden Regen nur ein kurzer Aufenthalt, der aber genügte, um den Dom und das wunderschöne Fischerviertel zu besichtigen.
Am Ende des Ostseefjords Schlei liegt Schleswig. Seit den Wikingern ist die Stadt einer der wichtigsten Handelsplätze des Nordens. Die fürstliche Residenz der Gottorfer Herzöge machte Schleswig zum kulturellen Zentrum Nordeuropas und sicherlich werden wir bei unserem nächsten Urlaub auch das Schloss Gottorf mit Museum und Barockgarten sowie die rekonstruierte Wikinger-Siedlung Haithabu besuchen.
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1134 wurde der Grundstein für das imposante Kirchengebäude gelegt. Berühmt ist der Schleswiger Dom vor allem für seinen dreiflügeligen Bordesholmer Altar – ein Meisterwerk von Hans Brüggemann – und den Kreuzgang „Schwahl“.
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Direkt am Dom stehen schon die alten Fischerhäuser und ganz nahe ist auch die Fischersiedlung Holm mit ihren engen Gassen und alten Fischerhäusern. Im Zentrum der Friedhof (wieder mit Sicht auf den Dom) mit der 1876 erbauten Kapelle – der Holm ist eine Welt für sich. Bis 1933 war die Fischersiedlung vom Wasser umgeben. Fischer gibt es hier immer noch. Und bis heute hat sich der romantischste Schleswiger Stadtteil seinen inselartigen Charakter bewahrt und ist trotz seines historischen Pflasters auch für Rollstuhlfahrer unbedingt einen Besuch wert.
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Und sonst...
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Tja, wie bereits in anderen meiner Reiseberichte erwähnt, sind wir nicht unbedingt die „Kultururlauber“, sondern erfreuen uns mehr an den einfachen Schönheiten der Natur. Trotzdem führten einige unserer Radl- und Ausflugstouren natürlich schon zu besonderen Orten wie in das Holländerstädtchen Friedrichsstadt, wo während unseres Urlaubs gerade das Rosenfest gefeiert wurde.
Gerade Straßen und baumbestandene Grachten durchziehen die Stadt und Häuser mit reichverzierten Treppengiebeln zieren das Stadtbild. Schöne Haustüren und die Stockrosen daneben vermitteln ein malerisches Ambiente und geben der Stadt zu recht den Beinamen „Venedig des Nordens“.
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Weiter besuchten wir die Hafenstadt Husum, die jetzt keineswegs mehr als „die graue Stadt am Meer“ bezeichnet werden kann (Bild Husumer Hafen). Auch Nordstrand mit seiner Mühle, den zwei Töpfereien (Achtung sehr gefährlich für die Urlaubskasse!!), und den kilometerlangen Spazierwegen auf der Deichkrone am Nordhafen.
Natürlich kann man auch mit den Fähren von Dagebüll (das "Fenster zur Nordsee") aus zu den Inseln Föhr und Amrum schippern oder mit kleineren Schiffen, ebenfalls einige rollstuhlgerecht, den Erlebnisraum Wattenmeer erkunden.
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Hafen von Husem; Spazierweg auf Nordstrand und Badestrand in Dagebüll
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Auch drei Wochen sind schnell vorbei und zu guter Letzt trübte eine große Autopanne fast unsere Begeisterung. Aber wie heißt es so schön: „Alles Negative birgt auch etwas Positives“. Und so lernten wir mit der Pension Recklef ein weiteres schönes, rollstuhlgerechtes Quartier kennen, das Sie in Kürze ebenfalls in meinem Verzeichnis finden werden.
Wir haben uns auf jeden Fall auf dem Ferienhof Ingwersen in „Deutschland ganz oben“ prächtig erholt und können Familie Ingwersen nur zu ihrem rollstuhlgerechten Ferienhaus gratulieren und den Lesern dieses Berichtes mit den Grußworten des Bongsieler Gasthofes empfehlen:
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Kiekt mal rin un bliwt nen beeten da !
Ein frohes Moin, Moin aus dem Bayernland an den Nordseestrand...
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zur Hausseite...
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