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Reiseteilnehmer: Frau Birgid Krause mit Ehemann
Frau Birgid Krause hat mir über ihre Eindrücke einen umfangreichen und beispielhaften Reisebericht übermittelt. Herzlichen Dank dafür! Frau Krause ist selbst Rollstuhlfahrerin und war schon mehrmals auf Teneriffa.
Reisebericht von Frau Krause, erhalten im September 2006:
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Wenn sich der Sommer aus unseren Breiten verabschiedet, dann holen wir unsere Koffer heraus und packen unsere Sommerklamotten samt einigen spannenden Büchern ein. Ende Oktober / Anfang November starten wir dann zu unserer Sonneninsel Teneriffa.
Im vergangenen November 2005 waren wir (ich, seit 3 Jahren Rollstuhlfahrerin wegen Postpoliosyndrom, 56 J, und mein Mann, Fußgänger, 57 J.) bereits zum vierten Mal auf der Kanareninsel. Man fliegt von Berlin aus ca. 4 1/2 Stunden (man beachte, dass es 1 Stunde Zeitverschiebung gibt - die Uhr wird vorgestellt -) und landet dann in der Regel bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem Flughafen „Reina Sofia“ (Teneriffa Süd).
Als Rollstuhlfahrer können Sie die Dienste der Servicestation LeRo (Pflegedienst und Hilfsmittelverleih), die im „Mar y Sol“ ihren Sitz hat, gegen gesonderte Bezahlung in Anspruch nehmen. Die Mitarbeiter von LeRo holen Sie mit behindertengerechten Fahrzeugen vom Flughafen ab (Treffpunkt Gepäckband – ein Schild mit der Aufschrift „LeRo“, das der MA in der Hand hält, erleichtert das Erkennen) und bringen Sie zum ca. 15 km entfernten Kurhotel „Mar y Sol“ in Los Cristianos, einem früheren Fischerdorf. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe.
Nach dem Einchecken im Hotel (man spricht außer spanisch, deutsch und englisch noch verschiedene andere Sprachen) werden Sie auf Ihr Zimmer gebracht, wo Sie frisches Obst und eine Flasche Mineralwasser zur Erfrischung vorfinden; Ihr Gepäck wird von einem hilfsbereiten Mitarbeiter wenige Minuten später bei Ihnen abgeliefert.
Das Hotel ist Anfang der 90er Jahre gebaut und in verschiedenen Ebenen um den Poolbereich herum in Atriumbauweise gestaltet worden. Beim ersten Gang durch das Terrain scheint dies etwas verwirrend, doch man findet sich schnell zurecht.
Die Anlage ist 100% rollstuhlgängig und behindertengerecht ausgestattet. Neu ist, dass das Hotel bei Bedarf kostenlos Dusch- oder Duschtoilettenstühle zur Verfügung stellt. Evtl. fehlende Hilfsmittel (ich benötige z.B. immer ein Pflegebett) können über die Fa. LeRo ausgeliehen werden. In den Appartements befindet sich jeweils eine Küchenzeile, wo Sie sich eine kleine Mahlzeit zubereiten können.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich im hoteleigenen Restaurant zu verköstigen. Die Hauptmahlzeiten nehmen Rücksicht auf alle möglichen, landestypischen Geschmacksrichtungen, wobei der Speiseplan einem vierzehntägigen Turnus unterliegt. Hilfe bei den Mahlzeiten („Essen fassen“ am Buffet und Transport zum Tisch, Zerteilen von großen Stücken, Einschenken von Getränken) erhalten Sie auf Anfrage durch die sehr netten Service-Mitarbeiter. Diese sind eigens dazu angewiesen und tun dies gern mit einer humorvollen Bemerkung
In der Anlage finden sich drei Pools, von denen der größte stets eine Wassertemperatur von 32°C aufweist. Massagedüsen und zwei „Wasserfälle“ erlauben meist zur vollen Stunde eine angenehme Massage an den unterschiedlichsten Körperteilen. Eine Wohltat für verkrampfte Muskeln!
Im Warmwasser-Pool wird vormittags und nachmittags zu bestimmten Zeiten sowohl Einzel- Wassergymnastik als auch jeweils für 20 Minuten Gruppen- Wassergymnastik angeboten. Die Therapeuten sprechen nahezu alle gängigen Sprachen. Mit einem manuell zu betreibenden Lifter (ein Bademeister steht von 9.00 h bis 17.00 h für Hilfe zur Verfügung) gelangen Sie sanft ins Wasser und auch wieder heraus. Solch ein Lifter steht auch am etwas kleineren Pool, dessen Wassertemperatur ca. 23°C beträgt. Im 50 cm tiefen Wasser des Therapiebeckens kann man Kneippsche Anwendungen durchführen. Dort können sich auch die Kinder vergnügen.
Es gibt rund um die Pools speziell für das Umsetzen von Rollifahrern angefertigte Sonnenliegen (die Höhe der Liegen entspricht der Sitzhöhe der Rollstühle) und große Sonnenschirme. Der Poolbereich wird gesäumt von Palmen und blühenden Sträuchern in Hochbeeten, die zusätzlich noch etwas Schatten und einen recht erholsam wirkenden Anblick bieten.
Für kleinere Einkäufe ist dem Kurhotel ein Mini-Mercado (Mini-Markt) angegliedert. Getränke, Zeitschriften, Souveniers, Naschwerk, Toilettenartikel kann man sich dort besorgen.
Dem Kurhotel angeschlossen ist das Zentrum für Prävention und Rehabilitation „TeraLava“. Dort kann man sich aus einem großen Angebot unterschiedlicher Anwendungen therapeutisch verwöhnen lassen. Ein deutscher Arzt steht auch zur Verfügung. Ebenso gibt es nicht nur für gesunde Gäste, sondern auch für schwer behinderte Hotelbesucher die Möglichkeit, das Tauchen bei erfahrenen Tauchlehrern zu erlernen und nach einigen Übungsstunden im Pool dann im Atlantik die Praxis zu erleben.
Im Süden Teneriffas ist das Klima besonders heilsam: Warm, trocken und allergienarm. „Klimatisch besonders heilsam ist die Region in und um Los Cristianos insbesondere für Menschen mit multipler Sklerose, rheumatischen Beschwerden, Wirbelsäulenleiden und Allergien“ (aus der Website www.marysol.org ).
Im November klettern die Temperaturen zur Mittagszeit selten über 30°C. Es hatte bei unseren stets dreiwöchigen Aufenthalten kaum schlechtes Wetter! Los Cristianos ist den Bergen vorgelagert. Dunkle Wolken regnen sich fast immer in den Bergen oder weit draußen über dem Atlantik ab; der Ort selbst bleibt von Regen meistens verschont. So sind auch in vielen Vorgärten und Anlagen des aufstrebenden Ortes wunderschön blühende Kakteen-Ansammlungen zu finden.
Vom Hotel bis zur sehr weitläufigen und sehr gut berollbaren 8 km langen Strandpromenade hat man einen Fußweg von ca. 5-7 Minuten. Seit 01.03.2006 bietet das Hotel einen kostenlosen Shuttle-Service an, der an fünf Tagen in der Woche vormittags und nachmittags nach Anmeldung am Vortag durchgeführt wird.
Die gesamte Infrastruktur des Ortes ist den Rollifahrern angepasst. „Los Cristianos kann mit einem breiten Sandstrand von 400 m Länge aufwarten. Das ist für die Verhältnisse auf Teneriffa ungewöhnlich lang. Da der Sandstreifen flach ins Meer abfällt, ist das Baden auch für Kinder ideal.“ (Annette Kossow/Sibylle Geier „Teneriffa –Insel-Reiseführer“, Iwanowski´s Reisebuchverlag, 2. Auflage 2002, S. 304)
In der Nähe der Rotkreuz-Station ist das Baden im Meer jetzt auch für Behinderte möglich. In 2005 wurden eigens dafür Rampen, behindertengerechte Duschkabinen und WCs errichtet. Helfer stehen Ihnen dort nach Anmeldung kostenlos gern zur Verfügung.
An der Promenade findet man zahlreiche Ladengeschäfte, Restaurants, Eiscafés, die zu einer kurzen Rast einladen. Leider verfügen die Restaurants selten über ein WC für Rollifahrer. Während der letzten zwei Jahre entstanden aber am Promenadenweg einige Behinderten-WCs! Einen sog. EURO-Schlüssel dafür erhalten Sie über Ihren Behindertenverband (der Schlüssel öffnet Ihnen auch an sämtlichen Autobahnraststätten innerhalb Europas die Behinderten-WCs und in den Großstädten die City-Toiletten) und leihweise an der Hotelrezeption. Mein bevorzugtes WC am INFO-Punkt (dort kann man den WC-Schlüssel zu den Öffnungszeiten auch leihen) am Strandabschnitt von Playa de Las Vistas ist stets sauber und mit ausreichend Toilettenpapier bestückt.
Der Promenadenweg von Los Cristianos geht nahtlos über nach Playa de Las Americas, wo sich zahlreiche Hotels, Discos, Bars, Kneipen und Pubs mit Live-Musik sowie die etwas nachtschwärmerischen Urlaubsgäste finden lassen.
Am Hafen von Los Cristianos starten und halten sämtliche Fähren zu den übrigen kanarischen Inseln. Es ist sehr interessant, dem geschäftigen Treiben dort zuzuschauen.
Abbildung: Die Sonne genießen... - (mit Klick vergrößern)
Die Fa. LeRo bietet täglich Ausflugsfahrten mit behindertengerechten Bussen an. Die Reisebegleiter sind sehr engagiert, freundlich und hilfsbereit und vermitteln Ihnen Ihr immenses Wissen auf interessante Weise. Die Fahrten sind allerdings nicht ganz billig.
Lohnenswert ist aber auf jeden Fall, die Inselrundfahrt zu buchen. Auf ihr können Sie die unterschiedlichen „Gesichter“ der Insel und einige markante Sehenswürdigkeiten , wie z.B. den berühmten Drachenblutbaum von Icod im Norden der Insel, kennen lernen. Während die Landschaft um Los Cristianos mit sehr wenig Vegetation auskommt, nennt man den Norden der Insel die „grüne Lunge“.
Wir fliegen immer wieder gern nach Teneriffa. Es ist einfach schön, noch einmal viel Sonne zu tanken, bevor der Winter seine kalte Hand nach uns ausstreckt.
Wer sich noch ausführlicher über das „Mar y Sol“ informieren möchte, kann im Internet unter www.marysol.org nachlesen. Näheres über LeRo (z.B. den gesamten Hilfsmittelkatalog) finden Sie unter www.lero.net
Birgid Krause
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