Sehr geehrter Herr Dütsch,
über Ihre Internetseite rollstuhl-urlaub.de fanden wir das Landhaus Krebs in Neugarmsiel. Hier unser Bericht:
Es ist sicher etwas verwegen, zu Beginn der NRW-Herbstferien vom Ruhrgebiet an die Nordseeküste zu fahren: Das halbe Ruhrgebiet fährt dorthin, und zwar gleichzeitig. Wenn dann noch auf der A 30 der Emstunnel halbseitig gesperrt ist, gibt´s schnell 15 km Stau. Vielleicht hätten wir doch am Tag vorher die ADAC-Stauinfos abhören sollen und eine gemütliche Landstrassen-Tour durch die herrliche friesische Landschaft geplant.
Zur Wohnung selbst hat Familie Berghaus schon viel geschrieben, wir können nur sagen: Es ist immer noch so, alles wirklich sehr gut und unbedingt empfehlenswert. Ein ganz herzlicher Empfang durch die Eheleute Krebs, die Wohnung absolut Rolli-geeignet und das ganze Umfeld sehr gepflegt. Bemerkenswert ist die reichliche Ausstattung mit Geschirr, Besteck usw., das findet man selten. Eine sorgfältig zusammengestellte Mappe über Ausflugsziele etc. hatte nur einen kleinen Fehler: der Gezeitenkalender stammte aus dem Vorjahr. Nun gut, das ist eigentlich Aufgabe der Gäste, denn einen Gezeitenkalender bekommt man in jedem Nordseebad und lässt ihn ganz einfach in der Mappe - ist jetzt also bis Ende 2006 aktuell.
Wir - zwei erwachsene Geschwister und unsere Mutter (Rollifahrerin) hatten zusätzlich noch das Zimmer gebucht, das Familie Krebs anbietet. Es liegt direkt neben den Wohnungen, mit Zugang von außen und eigenem Bad. Für drei starke Schnarcher eine sehr gute Lösung, und das weitere Bad entspannt am Morgen doch erheblich, denn einer kann schon duschen, während im anderen Bad die manchmal zeitaufwendige Pflege der Rollifahrerin stattfindet. Mit dem zweiten Bad ist das die Ideallösung - wo findet man schon eine Ferienwohnungslösung mit zwei Bädern?
Neugarmssiel ist, wie Familie Berghaus schon geschrieben hat, ein reines Schlafdorf. Die Gaststätte gibt es nicht mehr. Einkaufsmöglichkeiten gibt´s im 4 km entfernten Hohenkirchen reichlich, von den bekannten Discounterketten bis zum Bäcker. Wir haben aber wenig eingekauft, denn entgegen allen Gerüchten über astronomische Preise fanden wir an der Küste viele wirklich preiswerte Restaurants mit Fisch in allen Variationen.
Nach Carolinensiel sind es ca. 7 km, weitere 2 km nach Harlesiel. Unsere Nachbarn (etwas sportlicher) sind mit Rolli und Fahrrad dorthin, problem- und gefahrlos über die neben der Straße liegenden Fahrradwege. Wir selbst nutzten die Wohnung als Stützpunkt für Autoausflüge in die Umgebung. Neugarmssiel ist hierfür ein prima Standort, praktisch mitten
drin.
Ein Besuch von Wilhelmshaven lohnt sich sehr, W´haven hat eine sehr schöne Fußgängerzone mit allen Einkaufsmöglichkeiten einer (fast-) Großstadt. Als wir ankamen, war gerade der Jade-Weser-Port Cup (eine Regatta für historische Segler) zu Ende, und die Schiffe lagen in W´haven. Die Schiffe waren nicht rolligeeignet, aber der gesamte Kai. Also ansehen was das Zeug hält.
Horumersiel und Schillig sind eher langweilig (das mögen Gäste, die den tollen Sandstrand dort genießen wollen, ganz anders sehen), die Stadt Jever ist ein Muss. Carolinensiel / Harlesiel lassen wir aus, da haben andere schon genug geschrieben.
Etwas weiter westlich liegt Neuharlingersiel, und hier machten wir den Fähren- und Inseltest nach Spiekeroog, weil diese Insel einen dorfnahen Hafen hat. Die Fähre ist nicht rolligerecht. Aber wenn (und nur dann!) Abfahrt und Ankunft (Überfahrt ca. 35 Minuten) bei derselben Tide (Hochwasser) stattfinden und daher das Ein- und Ausschiffen auf demselben Deck des Schiffes möglich ist, ist die Überfahrt mit einer Begleitperson zu bewältigen. Der Höhenunterschied zwischen Gangway und Deck beträgt ca. 15 cm). Problem: Auf diese Weise kommt man oft am selben Tag nicht mehr zurück (Beratung am Hafen am Fahrkartenschalter oder telefonisch).
Die Insel Spiekeroog ist prima mit dem Rolli befahrbar, vom Hafen bis ins Dorf nur ca. 800 Meter auf gut gepflasterter Straße mit mäßiger Steigung über den Deich. Das Dorf ist problemlos rolligeeignet, Rolli-Toiletten findet man im Kurpark und dem Kurhaus. Ein gut gepflasterter Weg mit moderater Steigung führt auf die Dünen und runter zum Strand, zum Gucken ideal. Und mehr will man in Herbst sowieso nicht.
Mit etwas Mut geht auch mehr: Wir machten eine Fahrt mit dem Schiff nach Spiekeroog (Aufenthalt 2 1/2 Stunden) und zu den Seehundsbänken (einfach toll, sehenswert, ein Naturschauspiel ohne Gleichen, Fernglas mitnehmen!!!). Hier das Problem: Abfahrt in Neuharlingersiel bei Hochwasser, die Ankunft aber bei Niedrigwasser, also lag der Ausstieg ein Deck höher. Wunderbare friesische Ruhe bei dem Schiffspersonal: Das schaffen wir. Und es ging, tolle Hilfsbereitschaft ersetzte den Aufzug. Unser Eindruck: Das machen sie nicht das erste Mal.
Das Wetter im Herbst ist eben durchwachsen, war aber weitaus besser als der Wetterbericht. Ein oder drei Regenschauer am Tag oder auch gar keiner - damit konnten wir leben. Man guckt zum Himmel und hat die Prognose für die nächsten 20 Minuten. Dann schaut man bei schwarzen Wolken eben, wo man trocken sitzen kann und einen Grog bekommt. Und danach wieder herrlicher Sonnenschein.
Zum Schluss: Die Wohnungen bei Familie Krebs sind nicht nur rolligeeignet, sondern auch kinderfest und kindergeeignet. Zusammen mit dem Doppelzimmer ist das auch eine prima Lösung für den Urlaub von drei Generationen unter einem Dach. Herr Krebs hat ein tolles Schiff für die Kinder gebaut, je nach Fantasie ein Piratenschiff, Bananendampfer, Fischkutter, Hafenschlepper. Da wird wohl die Aufforderung, endlich schlafen zu gehen, bei den Kindern (die ja auf hoher See sind!) ein gaaaaaaanz umständliches und zeitraubendes Anlegemanöver zur Folge haben. Hektik gibt´s ja in Friesland nicht.
Herzliche Grüsse von Horst Schneider-Steffen
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